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The Wrong Object: Stories From The Shed (Review)

Artist:

The Wrong Object

The Wrong Object: Stories From The Shed
Album:

Stories From The Shed

Medium: CD
Stil:

Jazz-Fusion / Avant-Rock

Label: Moonjune Records
Spieldauer: 54:32
Erschienen: 19.02.2008
Website: [Link]

Dass dieses „unpassende Objekt” wahnsinnig gut zur ZAPPAnale passt, ist unbestreitbar! Das einzig Unpassende daran wäre wohl die extrem starke Jazz-Orientierung.

Gäbe es auch noch eine CRIMSONale, dann müssten sich die Belgier erst gar nicht in ihren „Schuppen“ zurückziehen, um dort irgendwelche Geschichten der hohen Jazz-Musikschule voll avantgardistischer Einflüsse zu schreiben. Vielleicht würden sie stattdessen mit ihrer SOFT MACHINE in ein FROGG CAFÈ fahren, um sich dort einen gehörigen Psychedelic-Cocktail PRESENTieren zu lassen, der nicht nur vor den Augen verrückte Farbkombinationen auslöst, sondern auch in den Ohren jede noch so vertrackte Note bis zum letzten GONG durcheinander wirbelt. Das einzig Unpassende daran wäre wohl die extrem starke Jazz-Orientierung.

Doch Vorsicht! Selbst wenn einige Titel seltsam-geheimnisvolle Anspielungen an andere, uns wohl bekannte Bands enthalten (Sheepwrecked = Kombination aus PINK FLOYD & GENESIS? / Acquiring The Taste = GENTLE GIANT? / Strangler Fig = STRANGLERS & FIG LEAF? / Rippling Stones = ROLLING STONES?), so sind außer diesen textlichen Bezügen keine musikalischen Parallelen erkennbar. Hier wird nämlich in erster Linie wild mit Trompeten, Flügelhörnern und Saxofonen drauflosgejazzt, dann munter mit Gitarren, Bässen, Electronics und Samples abgeprogt oder ein wenig rotzig gemetalt und ganz viel das Schlagzeug mal auf filigrane und mal auf ekstatische Weise traktiert.

Schon der Beginn des Albums ist rätselhaft – er klingt nämlich so, als hätte der Techniker aus einem Versehen heraus den Regler zu spät hochgezogen. Aber solche Spielchen sind uns ja vom Großmeister ZAPPA, dem Perfektionisten vorm Herrn (Wer weiß, vielleicht hat er ja im Himmel schon längst dessen Rolle übernommen – Musikalischer Himmelsorchesterleiter ist er aber definitiv!), längst bekannt ... die Perfektion des Unperfekten.

Nach diesem (un/bewussten!?) Lapsus bekommen wir in (dem meines Erachtens nach besten Titel des Albums) „15/05“ eine Kombination aus viel Gebläse und schwer psychedelischen, leider nur hintergründigen, PINK-BARRETT-FLOYD auf Jazz-Sound-Trip, um die Ohren „gepustet“. Kein Wunder, dass danach gleich die Schafe ihr verqueres Psycho-Blöken anstimmen, so müsste wohl „Animals“ als Jazz-Variante klingen. Im Hintergrund auch noch ein Schlagzeug im Bolero-Takt, wie wir es aus „Sailor’s Tale“ & „The Devil’s Triangle“ von KING CRIMSON kennen und lieben gelernt haben. Spätestens an dieser Stelle sollte ich wohl verraten, dass alle, die „Islands“ von KING CRIMSON als ein absolutes Hammer-Album bewundern und gerne eine noch extrem jazzigere Variante davon besitzen würden, mit „Stories From The Shed“ ihre wahre Freude haben werden, auch wenn kein einziger Ton gesungen wird! Und genau hier gibt’s den großen Unterschied zu der begnadeten Zappanale-Band FROGG CAFÈ, die so viele Parallelen zu THE WRONG OBJECT aufweist. Während die Frösche nämlich die totale Zappamanie mit allem Drum und Dran in ihrer Musik entfalten, klingen OBJECTiv betrachtet die Belgier verstärkt wie KING JAZZ ohne die typisch Zutaten ihrer Vorgänger. Das heißt aber auch, dass jeder, der mit Jazz nichts anfangen kann, beim WRONG OBJECT wirklich falsch aufgehoben ist.

Leider schleichen sich in die „Schuppengeschichten“ aber auch einige etwas nervende, überflüssige Längen ein. „Wave And Radiations“ zum Beispiel klingt so schleppend wie manches ENO-Werk, bei dem man den Eindruck hat, Mr. Eno hätte beim Verlassen des Studios vergessen, seinen Sequenzer abzuschalten oder „Saturn“ entwickelt ein Eigenleben aus warmen Saxofonklängen, das in (auf die Dauer nervende) freejazzige Momente übergeht, in dem am Ende nur noch das Schlagzeug als Herzstück eine positive Wirkung hinterlässt. Gleiches kann man auch von den beiden letzten Titeln des Albums behaupten, die zu viele Wiederholungen aufweisen und dadurch ihren Reiz verlieren. Das ist nicht die „unbelievable Truth“ (unglaubliche Wahrheit), sondern die „naked Truth“ (nackte Wahrheit). Da reicht auch als kleine Entschädigung der an „Careful With That Axe, Eugene“ erinnernde Schrei in „Lifting Belly“ nicht.

Ein stark beginnendes und wirklich gut gemeintes Album schleppt sich so nur noch dem Ende entgegen. Das haben FROGG CAFÈ eben doch besser hinbekommen.

FAZIT: Wer nie Probleme damit hatte, dass progressive Musiker plötzlich und überraschend dem (freien) Jazz-Rock huldigten, ob es nun NIEMEN mit „Marionetki“, GONG mit „Gazeuse!“ oder VAN DER GRAAF mit „The Long Hello“ waren, der wird mit „Stories From The Shed“ bestimmt nicht falsch liegen. Die erste Hälfte des Albums hätte von mir 10 Punkte bekommen, die zweite leider nur 4, bleiben also am Ende:

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3158x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 7 von 15 Punkten [?]
7 Punkte
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Tracklist:
  • Sonic Riot At The Holy Palate
  • 15/05
  • Sheepwrecked
  • Acquiring The Taste
  • Lifting Belly
  • Malign Siesta
  • Theresa’s Dress
  • Rippling Stones
  • Theresa’s Dress (Reprise)
  • Strangler Fig
  • Waves And Radiations
  • Saturn
  • The Unbelievable Truth – Part I
  • The Unbelievable Truth – Part II

Besetzung:

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